Fokus Kupfer
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Klimaziele, die sich die Staaten weltweit gesteckt haben, rückt unweigerlich die Elektrifizierung der Weltwirtschaft und damit die Nachfrage nach entsprechenden Industriemetallen in den Fokus. Eine entscheidende Rolle spielt hierbei Kupfer, für das es kein Substitut gibt. Gegenüber Verbrennungsmotoren benötigen Elektrofahrzeuge viermal so viel Kupfer. Windfarmen sind ein weiterer Einsatzort: gegenüber herkömmlichen Kraftwerken sind Windfarmen viermal so kupferintensiv pro Megawatt. Diesen preistreibenden Faktoren steht eine unseres Erachtens mittelfristig limitierte Angebotssituation gegenüber, so dass wir mit einer positiven Preisdynamik rechnen. Viele Rohstoff-Unternehmen haben in den vergangenen zehn Jahren Dividendenzahlungen höher priorisiert als Investitionen in vorhandene und/oder neue Projekte.
Darüber hinaus war die (umwelt-)politische Opposition gegen neue Minenprojekte global so groß wie niemals zuvor. Und selbst wenn eine Genehmigung vorliegt, benötigt beispielsweise eine neue Kupfermine bis zu einer Dekade, um den Betrieb aufzunehmen. Global betrachtet rangierte der Preis für Kupfer im Frühjahr 2020 (nach dem Viruseinschlag in China) rund acht Wochen unter der Marke von USD 2,50 per Pfund. Dies dürfte ca. 10 % der weltweiten Herstellung von Kupfer gestoppt haben, um Verluste zu vermeiden. Im Zuge der Konjunkturerholung Chinas kletterte der Kupferpreis, der sensitiv auf Veränderungen von Fundamentaldaten reagiert, bis Ende H1 2020 sodann auf sein Vorkrisenniveau. Seitdem geht es weiter graduell aufwärts.
Risiken für Rohstoffe allgemein
Ein Risiko besteht in einer Abschwächung der Nachfrage aus China. Nachdem die zweitgrößte Volkwirtschaft der Welt im Februar/März 2020 am schlimmsten von der Pandemie betroffen und die Wirtschaft Q1 2020 um 6,8% im Jahresvergleich eingebrochen war, folgte eine rasante konjunkturelle Dynamik. Allerdings gibt es aktuell erneut lokale Covid-19-Ausbrüche, zusammen mit weniger „bullishen“ Einkaufsmanagerindizes. Zudem könnten die staatlichen Infrastrukturinvestitionen in einem verbesserten handelspolitischen Umfeld zurückgehen. Allerdings setzt China mit seiner „Dual Circulation“-Strategie grundsätzlich darauf, die inländische Nachfrage nachhaltig anzukurbeln, um unabhängiger vom Ausland zu werden.
2020 profitierten vielen Rohstoffunternehmen von einer Abwertung der lokalen Währung. Dies war vor allem eine Folge der expansiven Geld- und Fiskalpolitik. Bei gleichzeitig niedrigen Inflationsraten konnten exportorientierte Unternehmen wie Minengesellschaften dadurch ihre Gewinne steigern bzw. ihre Investitionsausgaben (Capex) senken (beides wird in USD gemessen). 2021 dürften einige Regierungen respektive Notenbanken ihre expansive Fiskal- bzw. Geldpolitik zurückfahren, um tendenziell höheren Inflationsraten zu begegnen. Somit dürfte es zu einer gewissen Aufwertung der jeweiligen inländischen Währungen kommen.
Summa summarum dürfte sich jedoch die positive (Preis)Dynamik aufgrund der anziehenden Welthandelsdynamik und Politikmaßnahmen durchsetzen. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf Kupfer, das aufgrund struktureller Faktoren am Anfang einer positiven Entwicklung steht.