Schloss Herrenchiemsee von Ludwig II., Burghausen mit der längsten Burganlage Europas, Wasserburg als Kleinod der Gotik – diese Ziele steuern Millionen Touristen zwischen München und Salzburg an. Traunreut hingegen haben nur Neugierige und Kenner im Fokus. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand die Siedlung als eine von fünf bayerischen Vertriebenenstädten an der Stelle der ehemaligen Munitionsanstalt (Muna). Ein Teil der schlichten Muna-Zweckbauten bekam 2011 eine ganz andere, kulturelle Bestimmung: Unter dem Namen DASMAXIMUM KunstGegenwart zog ein hochkarätiges Museum für Gegenwartskunst ein. Seither sind auf über 4.300 Quadratmetern wichtige Werke von fünf deutschen und vier amerikanischen Künstlern von Baselitz bis Warhol zu sehen. Gestiftet hat sie Heiner Friedrich. Kunstgalerist, -sammler, -mäzen und -liebhaber.
Kunst als Offenbarung
Dass der 80-Jährige seine Schätze an diesem Ort zeigt, hat einen persönlichen Grund: In den Hallen produzierte sein Vater, der ab 1945 das Unternehmen Alzmetall in Altenmarkt aufbaute, von 1956 bis 1958 den Kleinstwagen Spatz. Später wurden sie weitervermietet und standen ab Ende der 1990er-Jahre leer. Heute deutet bis auf ihren verschiedenfarbigen Anstrich nichts darauf hin, dass die schlichten Traunreuter Hallen Bilder, Skulpturen und Installationen von Weltrang bergen. Ein Vielfaches an Kunstwerken lagert im Fundus.
Innen lassen Firstlichtbänder tagsüber Helligkeit in die Räume fluten, die nur tragende Vierkantsäulen strukturieren. Störende Zwischendecken wurden herausgebrochen, das grafisch strenge Dachgebälk freigelegt. „Die Kunst sagt willkommen!“ – bei diesen Begrüßungsworten würde es Heiner Friedrich am liebsten bewenden lassen. Seiner Ansicht nach sprechen die Werke „durch ihre Gegenwart“ für sich. Konsequenterweise fehlen neben ihnen Angaben zu Titel, Entstehungsjahr und Künstler. Stattdessen sollen Besucher die „Setzungen“ auf sich wirken lassen, die Heiner Friedrich selbst und mit sicherem Gespür vorgenommen hat: in einem Bereich nur strenge Minimal und Concept Art von Walter De Maria, in einer anderen Halle farbiges Stahl- und Autoblech, das durch John Chamberlain mit Metallpresse und Schweißbrenner bearbeitet wurde, an anderen Stellen Dan Flavins Ensembles aus Leuchtstoffröhren sowie ein Überblick über das Schaffen von Blinky Palermo, künstlerische Grenzgänge von Imi Knoebel, außerdem prägnante Bilder von Georg Baselitz, Andy Warhol, Uwe Lausen und Maria Zerres. Jeder dieser Werkkomplexe bedeutet für Heiner Friedrich eine „Offenbarung“, der er mit „Andacht“ begegnet. Ausgewählt hat er sie aus Überzeugung und immer auf Basis langer, persönlicher Beziehungen zu den Kunstwerken und Künstlern.