Deutschland - DAX schwächer
In Sachen Handelsstreit haben Anleger am Donnerstag keine Nachrichten als eher schlechte Nachrichten interpretiert. Nach einem insgesamt zähen Handelstag driftete der Dax am Nachmittag in die Verlustzone und stand zum Börsenschluss mit 0,65% mit 13.054,80 Punkten im Minus. Der MDax der mittelgroßen Börsentitel gab um 0,33% auf 27.151,51 Punkte nach.
Bei den Einzelwerten im Dax tat sich am Donnerstag nur wenig. An der Spitze lagen bis zum Schluss die Papiere von MTU Aero Engines mit einem Aufschlag von 2,41%. Der Hersteller von Flugzeugtriebwerken stellt sich an diesem Donnerstag in Paris auf einer Veranstaltung der Bank Societe General vor.
Im MDax waren die Papiere des Waferherstellers Siltronic begehrt, die sich nach einer Kaufempfehlung der Metzler Bank um gut 4% verteuerten. Dazu profitierten Hugo Boss von Übernahmespekulationen in der Modebranche. Der französische Luxuskonzern Kering erwägt Kreisen zufolge eine Übernahme der italienischen Modekette Moncler. Deren Aktien schnellten daraufhin kurzzeitig um 8% nach oben, gaben ihre Gewinne im Laufe des Handelstages dann aber wieder fast vollständig ab. In ihrem Fahrwasser gewannen Hugo Boss jedoch bis zum Schluss 1,19%.
Bei Varta-Aktien nahmen Anleger nach zuletzt immer neuen Rekordständen nun Kursgewinne mit. Der Kurs fiel um 4,7%. Am Vorabend hatte der Großaktionär Montana Tech gut 800.000 Varta-Aktien oder 2% des Grundkapitals veräußert, dies werteten Händler als Auslöser der Gewinnmitnahmen. Wacker Chemie gaben zudem um 0,54% nach. Das Unternehmen muss im laufenden Geschäftsjahr wegen der Flaute im Solarmarkt eine außerplanmäßige Abschreibung in Höhe von 750 Mio. € vornehmen. Man erwarte nun für 2019 ein negatives Jahresergebnis von etwa dem gleichen Betrag, teilten die Münchener kurz vor Börsenschluss mit.
Die Deutsche Börse hatte am Mittwoch Änderungen ihrer Aktienindizes mitgeteilt. Demnach steigen die Papiere der Softwarefirma Teamviewer und des Batterieherstellers Varta in den MDax auf. Verlassen müssen den MDax dafür 1&1 Drillisch und Fielmann , beide Aktien steigen in den SDax ab. Drillisch-Papiere verloren bis zum Handelsende rund 1%, während die von Fielmann mit 0,22% im Plus lagen. Teamviewer-Titel gaben ebenfalls 0,5% nach. Im Dax bleibt derweil alles beim Alten.
USA - Anleger zögern - keine Klarheit im Zollstreit
Ohne gesicherte Fortschritte im Handelskrieg hat die Wall Street am Donnerstag nur wenig Boden gut gemacht. Der Dow Jones Industrial mühte sich am Ende knapp mit 0,10 Prozent ins Plus. Mit 27.677,79 Punkten verteidigte er seine Gewinne vom Vortag, als neuer Optimismus im Zollkonflikt eine Erholung vom Tief seit Anfang November ermöglichte.
US-Präsident Donald Trump untermauerte zwar die Hoffnung mit der Aussage, die Gespräche mit China liefen gut. Für mehr Zuversicht seien aber verlässlichere Aussagen nötig, hieß es. "Anleger wissen derzeit nicht, wo in dem Konflikt die Reise wirklich hingeht", sagte ein Börsianer. Die Zeit tickt, weil am 15. Dezember neue US-Zölle in Kraft treten sollen.
Die anderen bedeutenden New Yorker Aktienindizes kamen vor diesem Hintergrund auch nicht groß vom Fleck. Der marktbreite S&P 500 stieg um 0,15 Prozent auf 3.117,43 Punkte, während der technologielastige Nasdaq 100 0,14 Prozent auf 8.308,40 Punkte gewann.
Auch auf Unternehmensseite war die Nachrichtenlage ruhig. Auswirkungen auf die Kurse hatten im Dow Jones vor allem Analystenkommentare, allen voran zu Nike. Die Aktien waren mit einem Anstieg um 2,2 Prozent der Spitzenreiter, nachdem Goldman Sachs sie auf eine Liste der besonders vielversprechenden Anlageempfehlungen setzte. Analystin Alexandra Walvis sieht den Sportartikelkonzern unmittelbar vor einer Phase mit deutlich beschleunigtem Gewinnwachstum.
Ein weiterer Gewinner im Dow waren die Papiere von Apple mit 1,5 Prozent. Hier kam bei den Anlegern gut an, dass die Citigroup mit einem neuen Kursziel von 300 US-Dollar wieder Luft nach oben für die Aktie sieht. Analyst Jim Suva verspricht sich dank Produkten wie der Apple Watch und dem AirPod von dem Technologiekonzern ein starkes Weihnachtsquartal.
Das Schlusslicht waren 3M mit einem Abschlag von 1,7 Prozent. Hier wurde als Belastung auf einen Bericht verwiesen, wonach bestimmte Produkte des Mischkonzerns als Gefahrenstoffe deklariert werden könnten. Bei Anlegern wecke dies Sorgen vor Folgeverpflichtungen, hieß es. Auch beim Chemiekonzern Chemours wurden Verluste von 2,4 Prozent damit begründet.
Am breiten Markt waren die Papiere der Supermarktkette Kroger mit 3 Prozent ein größerer Verlierer wegen enttäuschender Resultate zum dritten Quartal.
Asien - Hoffnung auf Einigung im Handelsstreit stützt
Die Aktienmärkte in Asien legen im späten Handel in der Hoffnung auf ein baldiges Ende des Handelsstreits zwischen den USA und China zu. Das chinesische Handelsministerium hatte erklärt, dass die Gespräche mit den USA über Zoll- und Handelsfragen trotz der jüngsten Spannungen wegen der Lage in Hongkong und bei ethnischen Minderheiten auf Kurs befänden. Der Sprecher des chinesischen Handelsministeriums, Gao Feng, sagte, dass die Verhandlungsteams beider Seiten eine enge Kommunikation pflegten. Er betonte aber auch, dass China auf der Senkung bestehender Zölle im Zuge einer Einigung bestehe.
Der japanische Nikkei-225 steigt um 0,3 Prozent und der HSI in Hongkong schiebt sich um 0,7 Prozent nach vorne. Der Schanghai-Composite zeigt sich nur gut behauptet, während der Shenzhen-Composite um 0,3 Prozent zulegt. Der südkoreanische Kospi zieht um 0,8 Prozent an. Die Indizes in Taiwan, Singapur, Malaysia und Indonesien zeigen gegen Mittag (Ortszeit) kaum verändert. Der australische S&P/ASX 200 schloss indes 0,4 Prozent fester.
Die Investoren hoffen, dass die beiden größten Volkswirtschaften der Welt ein Handelsabkommen in trockenen Tüchern haben, ehe neue US-Zölle auf einige Produkte aus China, wie etwa Smartphones, am 15. Dezember in Kraft treten. Ob die USA und China noch rechtzeitig ein Abkommen abschließen können oder nicht, ist laut Mizuho Bank vor Ablauf der Frist das alles beherrschende Thema.
Daneben steht der US-Arbeitsmarktbericht für November im Blick, den das US-Arbeitsministerium im Verlauf des Tages veröffentlichen wird. Investoren suchen nach Hinweisen über den Zustand der US-Wirtschaft. Ökonomen gehen davon aus, dass die Arbeitslosenquote bei 3,6 Prozent stabil bleiben wird. "Es gab diese Woche einige durchwachsene Wirtschaftsdaten, also will der Markt wahrscheinlich abwarten und sehen, was wir später bekommen", sagt Anlagestratege Willie Delwiche von Baird.